Ausbildungsvergütung Bäcker: Tarifverhandlungen für Azubis vorerst gescheitert

Eigentlich sollten die Ausbildungsvergütungen im Bäckerhandwerk steigen. Lediglich über die Laufzeit des neuen Tarifvertrages sollte noch verhandelt werden. Nun aber könnte dieser vor dem Aus stehen. Neue Forderungen der Gewerkschaft bewerten die Arbeitgeber als überzogen.

Nahansicht. Bäckerin schiebt Brot in Ofen.
Die Tarifverhandlungen über neue Ausbildungsvergütungen im Bäckerhandwerk sind vorerst gescheitert. - © Med Photo Studio - stock.adobe.com

Im Bäckerhandwerk sind die Tarifverhandlungen über Vergütungen für Auszubildende vorerst gescheitert. Das teilt der Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks (ZV) mit. Der Verband kritisiert neue Forderungen der Gewerkschaft nach einem Lohnplus von bis zu 47 Prozent als überzogen und inakzeptabel. "Leider können wir dem nicht zustimmen", sagt Michael Wippler, Präsident des Bäckerverbandes.

Gewerkschaft fordert Lohnplus von bis zu 47 Prozent

Arbeitgeber und Vertreter der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hatten sich vergangene Woche bereits zur zweiten Verhandlungsrunde getroffen. Laut ZV wurde sich bereits in der ersten Verhandlungsrunde im Februar auf Eckpunkte eines neuen Tarifvertrags geeinigt. Dieser habe einen Anstieg der der tariflichen Ausbildungsvergütung um bis zu 22 Prozent vorgesehen. Damit sollten Azubis im Bäckerhandwerk im ersten Lehrjahr 830 Euro, im zweiten Lehrjahr 880 Euro und im dritten Lehrjahr 1.050 Euro inklusive 50 Euro Inflationsprämie erhalten. "Diese getroffenen Absprachen wurden nun in der zweiten Verhandlungsrunde von der NGG für obsolet erklärt. Man sei gewerkschaftsseitig zu niedrig eingestiegen", teilte der ZV in einer Pressemitteilung mit. Noch verhandelt werden sollte lediglich die Laufzeit des Tarifvertrages. Die NGG habe stattdessen eine Forderung vorgelegt, die eine Erhöhung der Vergütung von bis zu 47 Prozent bedeutet hätte. 

Arbeitgeber: Bäckereien können Forderungen nicht stemmen

"Wir dürfen die wirtschaftlichen Spielräume der Bäckereibetriebe nicht aus dem Blick verlieren. Die Forderungen der NGG sind derzeit für viele Betriebe nicht zu stemmen", meint Michael Wippler. Viele Bäckereien befänden sich aufgrund der Energiekrise, der wirtschaftlichen Gesamtlage und den drastischen Lohnsteigerungen des letzten Jahres in schwierigem und schwer kalkulierbarem Fahrwasser. Da der Tarifvertrag für die Azubis bundesweit gilt und allgemeinverbindlich würde, gelte er auch für Betriebe, die nicht in kaufkräftigen Ballungsräumen liegen. Schlimmstenfalls würden die Betriebe auf Ausbildung verzichten. Das wäre fatal für eine Branche, die schon jetzt den Fachkräftemangel spürt, so Wippler. 

Der Zentralverband warnt nun vor dem Aus des Tarifvertrages für Azubis. "Der allgemeinverbindliche Tarifvertrag ist wichtig für die rund 12.000 Auszubildenden des Bäckerhandwerks. Andernfalls droht ein Flickenteppich, von dem weder Betriebe, noch Auszubildende profitieren", so Hauptgeschäftsführer Daniel Schneider. Die Arbeitgeberseite sei weiterhin am Abschluss eines einheitlichen Tarifvertrages interessiert, fordert aber einen realistischen Kompromiss. ew