Lehrinhalte an Digitalisierung angepasst Ausbildungsjahr 2017: Fünf Handwerksberufe modernisiert

Automobilkaufmann, Fleischer, Klavierbauer: Zum Start des Ausbildungsjahres am 1. August 2017 wurden insgesamt fünf Ausbildungsberufe aus dem Handwerk modernisiert. Die immer digitaler werdende Arbeitswelt spielte hierbei eine große Rolle.

2017 wurden fünf Ausbildungen aus dem Handwerk modernisiert. Die Lehrinhalte der Bürsten- und Pinselmacher-Ausbildung entsprechen nun den Anforderungen der Digitalisierung. - © da Vinci, Nürnberg/bibb.de

Mehr als eine halbe Millionen Jugendliche und junge Erwachsene starten am 1. August 2017 in ihr neues Berufsleben. Damit diese zu qualifizierten Gesellen werden, wurden die Lehrinhalte einzelner Ausbildungen an aktuelle wirtschaftliche, technologische und gesellschaftliche Anforderungen angepasst. Insgesamt wurden zwölf Ausbildungsordnungen modernisiert – vom Automobilkaufmann bis zum Verkäufer. Die Änderungen betreffen auch fünf Ausbildungen aus dem Handwerk .

Digitalisierung erfordert Anpassungen

Seit 2007 hat das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) gemeinsam mit Bund, Ländern, Sozialpartnern und Sachverständigen aus der betrieblichen Praxis insgesamt 150 Ausbildungsordnungen überarbeitet. Parallel wurden auch die Rahmenpläne für den schulischen Teil der dualen Berufsausbildung von der Kultusministerkonferenz konzipiert.

Dieses Jahr ist es vor allem die fortschreitende Digitalisierung, die eine Modernisierung der Ausbildungsberufe notwendig machte. "Mit dual ausgebildeten Fachkräften, Technikern und Meistern werden die Unternehmen auch in Zukunft auf qualifiziertes und betriebserfahrenes Personal zurückgreifen können, um digitalisierte Arbeitsplätze zu besetzen, die auch komplexe Speziallistenprofile erfordern", sagt Friedrich Hubert Esser, Präsident des BIBB.

Die fünf modernisierten Handwerksausbildungen im Überblick:

Automobilkaufmann/Automobilkauffrau

Zukünftig sollen Azubis alle wesentlichen Geschäftsbereiche des Automobilhandels durchlaufen. Dazu zählen zum Beispiel Werkstatt, Finanzdienstleistung und Marketing.

Die bisherige Einteilung in Einsatzgebiete ist damit aufgehoben. Auch die Aspekte After Sales, Internet und Nachhaltigkeit g ewinnen in der neuen Ausbildungsordnung an Bedeutung.

Ebenfalls neu ist die gestreckte Ausbildungsprüfung: Nach 18 Monaten legen die Lehrlinge eine Zwischenprüfung ab, deren Endergebnis zu 20 Prozent in die Abschlussprüfung einfließt.

Bürsten- und Pinselmacher/Bürsten- und Pinselmacherin

Die alte Ausbildungsordnung der Bürsten- und Pinselmacher stammt von 1984. Für 2017 wurden die bisherigen vier Fachrichtungen zu zwei Schwerpunkten zusammengefasst: Bürstenherstellung und Pinselherstellung .

Auch in dieser Branche hält der digitale Fortschritt immer größeren Einzug. So werden neben traditionellen Handwerkstechniken immer mehr Maschinen zur Bürsten- und Pinselherstellung hinzugezogen. Die neue Ausbildungsordnung berücksichtigt dies und spricht so nicht nur kleinere Handwerksbetriebe an, sondern auch größeren Unternehmen, in denen Azubis verstärkt an Maschinen arbeiten. 

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    Beton- und Stahlbetonbauer

    In den alten Bundesländern liegt das Durchschnittsgehalt eines Beton- und Stahlbetonbauers bei ebenfalls 1.175 Euro (neue Bundesländer 975 Euro).
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    Fliesen-, Platten- und Mosaikleger

    Auch Fliesenleger bekommen im Durchschnitt 1.175 Euro an tariflicher Ausbildungsvergütung (alte Bundesländer). In den neuen Bundesländern sind es 975 Euro.
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    Maurer

    Das Einstiegsgehalt eines Maurerlehrlings liegt derzeit bei 850 Euro in den alten Bundesländern (765 Euro in den neuen Bundesländern). Es steigt über 1.200 Euro im Westen (970 Euro im Osten) auf 1.475 Euro (1.190 Euro) im dritten Lehrjahr an. Im Schnitt sind das 1.175 Euro (alte Bundesländer). In den neuen Bundesländern sind es 975 Euro.
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    Straßenbauer

    Auch Lehrlinge im Straßenbau erhalten im Schnitt 1.175 Euro tarifliche Ausbildungsvergütung (alte Bundesländer). In den neuen Bundesländern sind es 975 Euro.
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    Stuckateur

    Die Ausbildungsvergütung für Stuckateure liegt auf einem Niveau mit anderen Bauberufen wie dem Maurer. Im Schnitt gibt es 1.175 Euro bzw. 975 Euro (alte/neue Bundesländer).
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    Wärme-, Kälte- und Schallschutzisolierer

    Der Gebäudedämmmung kommt im Zuge der Energiewende eine große Bedeutung zu. Azubis stehen hier ebenfalls an der Spitze der tariflichen Ausbildungsvergütungen mit den gleichen Tariflöhnen wie die Maurer oder die Fliesenleger: im Schnitt 1.175 Euro. In den neuen Bundesländern gibt es noch keine tarifliche Ausbildungsvergütung.
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    Zimmerer

    Und noch ein Beruf aus dem Baubereich ist in der Spitzengruppe der Azubi-Gehälter. Auszubildende im Zimmererhandwerk bekommen je nach Ausbildungsstand und Bundesland im Schnitt 1.175 Euro (West) bzw. 975 Euro (Ost).
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    Ausbaufacharbeiter

    Im Schnitt das gleiche wie die Tiefbaufacharbeiter erhalten die Ausbaufacharbeiter. Es sind 1.025 Euro (868 Euro neue Bundesländer). Auch in diesem Beruf handelt es sich um eine zweijährige Ausbildung.
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    Tiefbaufacharbeiter

    Tiefbaufacharbeiter können bereits nach zwei Jahren die Gesellenprüfung ablegen. Dann warten höhere Gehälter als die 1.025 Euro im Schnitt (868 Euro, neue Bundesländer).
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    Gerüstbauer

    Gerüstbauer absolvieren eine dreijährige Ausbildung. Die tarifliche Ausbildungsvergütung sieht den gleichen Verdienst in den neuen wie in den alten Bundesländern vor. Er liegt im Schnitt bei 867 Euro.
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    Dachdecker

    Dachdecker verdienen im Schnitt 833 Euro. Das gilt für alle Bundesländer.
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    Gebäudereiniger

    837 Euro bekommen angehende Gebäudereiniger durchschnittlich in den alten Bundesländern. In den neuen Bundesländern sind es 775 Euro.
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    Kraftfahrzeugmechatroniker

    3,5 Ausbildungsjahre absolvieren künftige Kraftfahrzeugmechatroniker. Im Schnitt verdienen sie während der Ausbildung 796 Euro (699 Euro neue Bundesländer).
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    Automobilkaufmann/-frau

    Wer eine Ausbildung zum Automobilkaufmann macht, verdient in den alten Bundesländern durchschnittlich 777 Euro und in den neuen Bundesländern 687 Euro.
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    Metallbauer

    800 Euro gibt es im Durchschnitt, wenn man die 3,5-jährige Ausbildung zum Metallbauer ergreift (592 Euro neue Bundesländer).
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    Kaufmann/-frau für Büromanagement

    Wer sich für Büroarbeit interessiert, kann die Ausbildung zum Kaufmann/-frau für Büromanagement ergreifen. Im Schnitt verdient ein Azubi in den alten Bundesländern 794 Euro. In den neuen Bundesländern sind es 745 Euro.
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    Fleischer

    Ein Azubi im Fleischerhandwerk (West) bekommt im Schnitt 823 Euro. Im Osten verdienen angehende Fleischer deutlich schlechter, durchschnittlich 383 Euro.
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    Feinwerkmechaniker

    Feinwerkmechaniker durchlaufen eine 3,5-jährige Ausbildung. Das Einstiegsgehalt liegt bei 716 Euro (neue Bundesländer 526 Euro) und klettert bis auf 926 Euro (bzw. 701 Euro) im vierten Lehrjahr. Im Schnitt sind es 801 Euro bzw. 592 Euro.
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    Oberflächenbeschichter

    Feuerverzinkung gehört zu den Aufgaben des Oberflächenbeschichters. Azubis in diesem Beruf bekommen im Schnitt 787 Euro in den alten Bundesländern. In den neuen Bundesländern gibt es noch keine tarifliche Ausbildungsvergütung.
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    Hochbaufacharbeiter

    Hochbaufacharbeiter bekommen für ihre zweijährige Ausbildung im Schnitt 1.025 Euro im Westen und 868 Euro im Osten.

Fleischer/Fleischerin

2005 wurde die Ausbildungsordnung der Fleischer bereits umfassend modernisiert, weshalb dieses Jahr nur kleine Änderungen vorgenommen wurden. Diese gehen insbesondere auf die Einführung der Tierschutzschlachtverordnung von 2013 zurück, die Tiere im Zusammenhang mit der Tötung schützen soll und einen Sachkundenachweis für alle schlachtenden Fleischer verlangt. Für Lehrlinge mit der Wahlqualifikation "Schlachten" wird dieser nun Teil der Prüfungsinhalte und muss nach Ende der Lehre nicht zusätzlich erbracht werden.

Klavier- und Cembalobauer/ Klavier- und Cembalobauerinnen

Aufgrund der umfangreichen Ausbildungsinhalte wird die bisherige Lehrzeit der Klavier- und Cembalobauer von insgesamt 3,5 Jahren beibehalten. Da die Bereiche Verkauf, Service und Reparatur in der Vergangenheit an Bedeutung g ewonnen haben, fallen diese im Vergleich zum Neubau der Instrumente in der neuen Ausbildungsordnung stärker ins G ewicht. Des Weiteren sollen den Azubis sogenannte Soft Skills näher gebracht werden, um diese auf eine mögliche Selbständigkeit vorzubereiten. Auch der Bereich Flügelbau wird  ab sofort näher fokussiert.

In der Schule wird nun auf Grundlage von Lernfeldern unterrichtet, die sich an konkreten beruflichen Aufgabenstellungen orientieren. Zudem gibt es einen mündlichen Teil der Abschlussprüfung in Form eines situativen Fachgesprächs.

Verfahrenstechnologe/Verfahrenstechnologin Mühlen- und Getreid ewirtschaft

Der Beruf des Müllers heißt nun Verfahrenstechnologe Mühlen- und Getreid ewirtschaft. Außerdem wird hier in zwei Fachrichtung unterschieden: Müllerei sowie Agrarlager. Zunächst durchlaufen die Azubis jedoch eine zweijährige Grundausbildung, die für alle gleich ist. Erst im dritten Ausbildungsjahr vertiefen sie ihr Wissen. Die Einführung der Fachrichtung Agrarlager war aufgrund von steigenden Herausforderungen bei der Lagerung der Rohstoffe und wachsenden Anforderungen an der Qualitätssicherung notwendig.

Ebenfalls neu ist die gestreckte Gesellenprüfung: Circa nach der Hälfte der Ausbildungszeit gibt es eine erste Teilprüfung. Am Ausbildungsende folgt schließlich die zweite Teilprüfung oder auch Abschlussprüfung.

Auch 2018 werden Handwerksberufe modernisiert

Zurzeit arbeitet das BIBB an der Modernisierung zehn weiterer Ausbildungsordnungen, die voraussichtlich 2018 in Kraft treten sollen. Dazu zählen auch die Handwerksausbildungen Diamantschleifer/Diamantschleiferin, Maler und Lackierer/Malerin und Lackiererin sowie Verfahrenstechnologe/Verfahrenstechnologin Metall . ew

Weitere Infos zu den Änderungen gibt es auf der Homepage des BIBB .