Dieses Jahr soll endlich die Aktienrente starten. Oder das, was von dem ursprünglichen Konzept übrig geblieben ist. Zur Stabilisierung der Rente setzt die Bundesregierung künftig auf den Kapitalmarkt. Die ersten Erträge aus Wertpapieren sollen ab 2037 in die Rentenversicherung fließen. Doch kann das aufgehen?

Ab 2023 sollen über einen Zeitraum von mindestens 15 Jahren zehn Milliarden Euro pro Jahr in einen Fonds fließen. Damit soll ein Generationenkapital aufgebaut werden, das zum Ende der 2030er-Jahre das Rentensystem stabilisiert. Doch der Bund hat das Geld nicht.
Darum will die Regierung jährlich ein Darlehen aufnehmen. Die fälligen Kreditzinsen schmälern den zu erwartenden Gewinn. Für Privatanleger ist eine Investition in den Aktienmarkt auf Pump eigentlich eine Todsünde. Denn das Risiko ist immens. Profis dagegen nutzen das Investieren auf Kredit, um die Rendite zu erhöhen.
Kein großer Wurf
Der Finanzminister spricht bereits selbstbewusst von der "vielleicht größten Rentenreform seit Bismarck". Das Echo der meisten Fachleute dagegen ist eher verhalten. Denn mit der noch im Wahlkampf propagierten "Aktienrente" hat das derzeitige Modell nicht mehr viel zu tun.
Ursprünglich sollten die Beitragszahler sich direkt mit Beiträgen beteiligen und von den Renditen profitieren können. Damit hätte echtes Eigentum in Form von Aktien für die Altersvorsorge aufgebaut werden können. Ähnlich zum Model in Schweden wäre das ein wirklicher Paradigmenwechsel in der gesetzlichen Rentenversicherung gewesen. Für viele in der derzeitigen Regierungskoalition ist eine Investition in Aktien allerdings Teufelszeug. So wurde aus der Aktienrente nur eine Aktienrücklage. Dabei bedarf die gesetzliche Rentenversicherung in Deutschland einer dringenden Reform. Das derzeitige Umlageverfahren ist nicht mehr in der Lage, eine auskömmliche Rente für die Beitragszahler zu garantieren.
Zu niedrig dimensioniert
Hinzu kommt, dass das Generationenkapital viel zu niedrig dimensioniert ist, um einen nennenswerten Betrag zur Stabilisierung der zukünftigen Renten zu leisten. Zehn Milliarden Euro sind eine mickrige Summe, gemessen daran, was tatsächlich nötig ist, um das deutsche Rentensystem aus der Schieflage zu holen. Fachleute haben errechnet, dass mindestens eine dreistellige Milliardensumme notwendig wäre, um den Anstieg der Rentenbeiträge um nur ein Prozent zu vermeiden. Dabei sind die zehn Milliarden Euro im Jahr 2023 erst das Startkapital. Ob es tatsächlich über einen Zeitraum von weiteren 15 Jahren fließt, bleibt Gegenstand weiterer Koalitionsverhandlungen. Viele Beobachter haben berechtigte Zweifel, dass der eingeschlagene Weg weitergeführt wird.
Sparen für den Ruhestand ist einfach
Es ist zwingend notwendig, dass jeder Bürger privat für sein Alter vorsorgt. Idealerweise baut sich jeder sein eigenes Generationenkapital mit Aktien auf. Denn das traditionelle Konzept des Sparens für den Ruhestand ist einfach. Es sieht vor, früh anzufangen, konstant zu sparen und dem Zinseszins die meiste Arbeit im Zeitablauf zu überlassen. Man muss ab dem Alter von 25 Jahren nur monatlich 300 Euro zurücklegen und man ist mit 65 Jahren Millionär. Bei einem jährlichen Ertrag von acht Prozent (ohne Berücksichtigung von Steuern). Das funktioniert ohne Leverage Effekt. Denn investieren auf Pump ist nur etwas für Profis oder den Staat.
Zum Autor: Markus Richert ist Finanzplaner bei der Portfolio Concept Vermögensmanagement GmbH in Köln.