Wärmepumpenhochlauf stockt Heizungswende ­verläuft zäh

Aus den geplanten 500.000 neuen Wärmepumpen wird nichts. "Wenn wir Glück haben, schaffen wir vielleicht zwischen 180.000 und 200.000 Geräte", schätzt Michael ­Hilpert, Präsident des SHK-Handwerks. Die Kunden sind verunsichert.

Zwei Wärmepumpen stehen vor einem Mehrfamilienhaus in Köln.
Zwei Wärmepumpen stehen vor einem Mehrfamilienhaus in Köln. - © picture alliance / Goldmann | Goldmann

Die langwierigen Diskussionen über das Heizungsgesetz, die dazugehörige Förderung und die Wärmeplanung haben Spuren hinterlassen. "Bei den Verbrauchern ist eine große Verunsicherung entstanden", sagt Uwe Loth, Landesinnungsmeister des SHK Handwerks in Hessen. Bei vielen Betrieben kämen deutlich weniger Aufträge nach als noch vor Jahresfrist.

100 Tage Heizungsförderung

Verunsichert sind manche Bürger auch über die Aussagen von Politikern, Verbraucher sollten erst die kommunale Wärmeplanung abwarten, bevor man eine alte Öl- oder Gasheizung gegen eine Wärmepumpe tauscht. "In vielen Kommunen außerhalb von Ballungszentren ist doch schon jetzt klar, dass es nie ein Fernwärmenetz geben wird", sagt Loth. Stefan Menrath, Vorsitzender des Fachverbandes SHK Baden-Württemberg, betont mit Blick auf die Kommunen: "Ich habe den Eindruck, dass es nicht selten unter dem Vorwand des Klimaschutzes eigentlich um Marktanteile geht und darum, die eigenen wirtschaftlichen Interessen zu sichern."

Mehr Klarheit herrscht mittlerweile bei der Förderung. Seit Ende Februar können selbstnutzende Eigenheimbesitzer Fördergelder bei der staatlichen Förderbank KfW beantragen, wenn sie etwa eine alte durch eine klimafreundlichere Heizung austauschen. Dabei kann der Förderzuschuss bis zu 70 Prozent der förderfähigen Kosten von 30.000 Euro betragen. Seit 28. Mai gilt die Förderung auch für Eigentümer von Mehrfamilienhäusern und für Wohneigentümergemeinschaften für Maßnahmen des Gemeinschaftseigentums.

Für Helmut Bramann, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes Sanitär Heizung Klima (ZVSHK), ist die Botschaft klar. Er rät zum Handeln, insbesondere vor dem Hintergrund enger werdender Spielräume in künftigen Bundeshaushalten: "Wer weiß, wie lange die aktuell hervorragende Förderkulisse Bestand hat."

Förderung für Firmen ab August

Wie die KfW in einer ersten Bilanz nach 100 Tagen neuer Heizungsförderung bekannt gab, hat sie bisher rund 34.000 Förderanträge für klimafreundlichere Heizungen genehmigt und dafür rund eine halbe Milliarde Euro an Geldern reserviert. "Unsere Zahlen zeigen, dass die Förderung gut ankommt", betont Katharina Hermann, die im Vorstand der KfW für das inländische Fördergeschäft zuständig ist. Mit dem Start der zweiten Stufe am 28. Mai habe sich die Zahl der Anträge von rund 2.500 auf rund 5.000 pro Woche verdoppelt. Ende August folgt die letzte Antragstellergruppe, darunter Unternehmen und Kommunen.

Die bisher durchschnittlich zugesagte Fördersumme liegt bei 15.000 Euro. Nach der Förderzusage muss der Heizungstausch innerhalb von 36 Monaten realisiert werden. Von den bisher 34.000 Förderzusagen fallen nach Angaben der KfW rund 66 Prozent auf Wärmepumpen, gefolgt von Biomasseheizungen (22 Prozent) und Solarthermie.

Selbst wenn die Wärmepumpen den größten Anteil an den geförderten Heizungen ausmachen, mit Blick auf die Ziele der Bundesregierung für den Wärmepumpenhochlauf ist es wenig. Ursprünglich wollte die Ampel im Jahr ab 2024 rund 500.000 neue Wärmepumpen - inklusive Neubau - eingebaut sehen.

Die Industrie hat ihre Kapazitäten schon hochgefahren. Manche von ihnen mussten mittlerweile Kurzarbeit anmelden. Sie rechnen nicht einmal mehr mit der Hälfte des Absatzes. Und auch der ZVSHK erwartet deutlich weniger. "Wenn wir Glück haben, schaffen wir vielleicht zwischen 180.000 und 200.000 Geräte", erklärte jüngst Präsident Michael ­Hilpert.