Die Betriebe bilden immer mehr aus. Das ist die gute Nachricht. Gleichzeitig wird die Zahl der Bewerber aber immer kleiner, wie die Partner des Ausbildungspaktes heute in Berlin erklärten. Bei der guten Konjunktur tut der Fachkräftemangel doppelt weh. Vor allem im ostdeutschen Handwerk fehlen Auszubildende.

Die Ausbildungschancen der Jugendlichen verbessern sich immer weiter. Die Zahl betrieblicher Ausbildungsangebote ist im laufenden Jahr deutlich gestiegen, gleichzeitig gibt es wegen der demografischen Entwicklung immer weniger Bewerber. Unterm Strich verbleiben deswegen deutlich mehr unbesetzte Stellen als unvermittelte Bewerber.
Zum 30. September 2011 standen 29.700 unbesetzte Lehrstellen rund 11.600 unversorgten Bewerbern gegenüber, wie die Partner des Ausbildungspaktes in Berlin mitteilten. Innerhalb von zehn Jahren hat sich der Überhang damit mehr als verdoppelt. "Der Ausbildungsmarkt hat sich gedreht", sagte Bundearbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU).
Zu wenig passende Bewerber
"Das steigende Angebot an Ausbildungsplätzen ist Ausdruck des Bestrebens der Betriebe, ihren Fachkräftenachwuchs durch Ausbildung zu sichern", teilten die Mitglieder des Ausbildungspaktes mit. Vor allem wegen der guten konjunkturellen Lage werden mehr Hände gebraucht. Damit steigen aber auch die Probleme, passende Bewerber zu finden. In diesem Jahr halfen noch Sondereffekte wie die doppelten Abiabschluss-Jahrgänge in Bayern und Niedersachsen.
Bei den Agenturen für Arbeit und den Jobcentern sind für das aktuelle Berufsberatungsjahr 519.000 Ausbildungsplätze gemeldet worden. Das sind 7,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Bei den betrieblichen Ausbildungsplätzen betrug der Zuwachs sogar 10,2 Prozent. Der Deutsche Gewerkschaftsbund lobte das Engagement der Betriebe. Die Zahl der Bewerber sank dagegen um 2,5 Prozent.
Stellen im Handwerk frei
Im Handwerk wurden 152.479 Ausbildungsverträge abgeschlossen. Dies ist ein leichter Rückgang um 890 Stellen (minus 0,6 Prozent). "Der leicht leider rückläufige Trend der vergangenen Jahre setzt sich also leider fort", kommentiert Holger Schwannecke, Generalsekretär des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH). Im Westen gab es ein leichtes Plus von 0,3 Prozent, in Ostdeutschland, wo die Zahl der jugendlichen Schulabgänger dramatisch schrumpft, sank die Zahl um 6,2 Prozent.
Dabei stehen in Westdeutschland noch 7.000 und in Ostdeutschland noch 3.000 Ausbildungsplätze zur Verfügung. "Doch nach den Erfahrungen der Vorjahre werden diese Plätze kaum im Rahmen der Nachvermittlung noch kurzfristig besetzt werden können", sagt Schwannecke. An der wirtschaftlichen Attraktivität der angebotenen Berufe könne es aber nicht liegen – die Bau- und Ausbauhandwerke boomen derzeit ebenso wie Elektrotechniker, Kälteanlagenbauer, Anlagenmechaniker SHK oder Feinwerkmechaniker. Schwannecke: "In diesen innovativen Zukunftsberufen fällt die Fachkräftesicherung künftig schwerer. "
Pakt arbeitet weiter
Der "Nationale Pakt für Ausbildung und Fachkräftenachwuchs" wurde erstmals im Jahr 2004 zwischen der Bundesregierung und den Spitzenverbänden der deutschen Wirtschaft geschlossen. Paktpartner ist unter anderem der Zentralverband des Deutschen Handwerks. Vor einem Jahr haben die Partner beschlossen, den Ausbildungspakt bis 2014 mit neuen Schwerpunkten fortzusetzen und weitere Partner aufzunehmen. "Das Kernziel des Paktes wird auch weiterhin sein, allen ausbildungsreifen und ausbildungswilligen Jugendlichen ein Angebot auf Ausbildung zu unterbreiten", hieß es damals. bur