Steiermark Wie im Schlaraffenland
In der Steiermark stellen einige Feinkostproduzenten aus bodenständigen Zutaten erlesene Delikatessen her. Auf drei Genießer-Touren lässt sich ein Blick hinter die Kulissen werfen.
Wenn Norbert Hackl mit Besuchern über seinen Acker im steirischen Burgau zu seinen
Schweinen stiefelt, nehmen die keine Notiz davon. Unbeirrt wühlen die Tiere in der
Erde, galoppieren ein bisschen durch die Gegend oder suhlen sich im Schlamm. 25 Hektar
groß ist die Weide nahe dem Flüsschen Lafnitz, dessen altslawischen Namen "Labonca"
Norbert Hackls Bauernhof trägt. Ihr ganzes Leben verbringen die Schweine im Freien
– jedes hat 300 Quadratmeter Platz.
"Sonnenschweine" hat er sein Projekt genannt, als er vor zwölf Jahren mit der Weidehaltung
begann. Der 42-Jährige lässt seinen Tieren Zeit zum Wachsen, verzichtet auf Antibiotika
und auch beim Schlachten versucht er, den Stress für die Tiere so gering wie möglich
zu halten.
Verkostung von edlem und deftigem
Dass man das am Ende schmeckt, zeigt eine Verkostung in Hackls Hof-Laden in Burgau.
Edles und Deftiges kommt auf den Tisch: Salami, Verhackertes, Käswurst, Edel-Schopf
und Schmalz. Letzteres ist mit Curry, Kurkuma, Chili oder Blüten verfeinert und dass
bei Hackl keine fertigen Gewürzmischungen in die Wurst kommen, versteht sich fast
von selbst.
Der Besuch der "Sonnenschweine" ist eine Station auf einer Spezialitäten-Tour im
nördlichen Thermenland der Steiermark. Insgesamt gibt es drei solcher Routen, die
zu Weingütern, Delikatessengeschäften, ausgezeichneten Restaurants oder zu Manufakturen
führen. Etwa zur Schokoladenmanufaktur von Josef Zotter, wo die Kostproben per Fließband
und Gondel serviert werden.
Wer die kulinarischen Ziele per Rad oder Auto ansteuert, lernt ganz nebenbei das
hügelige Thermenland mit seinen Streuobstwiesen, Weinbergen und Kürbisäckern kennen.
Bis in die 1970er-Jahre war die Steiermark eine arme Gegend. Erst als man bei Bohrungen
nach Öl in Loipersdorf zufällig auf Thermalwasser stieß, begann die Entwicklung der
Region zu einer Art Schlaraffenland für gesundheitsbewusste Genießer.

Das gewisse Etwas im Glas
Inzwischen haben die Bauern gelernt, sich und ihre Produkte zu vermarkten. Johann
Koller in Fehring etwa hat seinen Hofladen Kürbisatelier genannt. Er bietet Chutneys,
Marmeladen, Kürbisnudeln und getrüffeltes Kürbisschmalz in kleinen Gläsern an, so
dass das aus der Mode gekommene Fett nicht nur geschmacklich, sondern auch optisch
etwas hermacht.
Bei Fink’s Delikatessen in Ilz wiederum kommen süße und saure Früchte wie Vogelbeeren
und Wildäpfel ins Glas, die im Gasthaus Haberl um die Ecke manch einer Speise das
gewisse Etwas geben. Und der Winzer Koarl Thaller hat sich inmitten seiner Weinberge
in Großwilfersdorf ein Schloss mit eigener Hochzeitskapelle gebaut, in das er zu Weinverkostungen
und Festen einlädt.
Quellenoase oder Heiltherme
Dass es gerade in der südöstlichen Ecke der Steiermark so viele innovative Feinkost-Produzenten
gibt, hat wohl mit dem Thermentourismus zu tun. Gleich zwei können die Gäste des Quellenhotels
in Bad Waltersdorf nutzen: die hoteleigene Quellenoase mit Naturbadeteich und die
öffentliche Heiltherme, die zu ihrem 30. Geburtstag im letzten Jahr komplett erneuert
wurde.
Nicht neu, aber einzigartig, ist die "Traditionell Steirische Medizin", kurz TSM
genannt, die die Mitarbeiter der Heiltherme selbst entwickelt haben. Genutzt wird
die heilende Kraft von Äpfeln, Kräutern, Heublumen, Holunder oder Kürbiskernöl bei
Massagen, Packungen oder Peelings. Noch so eine Idee aus dem Thermenland.