Nachfolge Familienbetriebe: Ein Großteil der Kinder will die Firma später übernehmen
Drei Viertel von Deutschlands nächster Familienunternehmer-Generation will künftig den Betrieb übernehmen. Ein Verkauf der Firma kommt für einen Großteil der Nachfolger nicht in Frage.
Für den Nachwuchs der deutschen Familienunternehmer ist die Übernahme unternehmerischer Verantwortung das wichtigste berufliche Ziel, sei es als Nachfolger oder als Gründer eines Start-ups. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie "Deutschlands nächste Unternehmergeneration", die von der Zeppelin Universität Friedrichshafen im Auftrag der "Stiftung Familienunternehmen" durchgeführt wurde. Demnach wollen rund 75 Prozent der Befragten nicht nur Gesellschafter des Familienunternehmens sein, sondern auch operative Führung im elterlichen Betrieb übernehmen.
Richtiger Übergang zwischen den Generationen enorm wichtig
Aber: Für viele (39 Prozent) kommt auch die Gründung eines eigenen, neuen Unternehmens in Frage. "Die Bereitschaft, in die Firma der Familie einzusteigen, steht im Wettstreit mit dem Wunsch, einen eigenen Betrieb aufzubauen", sagt Stefan Heidbreder, Geschäftsführer der Stiftung Familienunternehmen. Für welchen Weg sich die Sprösslinge letztlich entscheiden, kann auch von den Eltern maßgeblich mitbestimmt werden. "Das hängt stark davon ab, wie konkret der Übergang von der einen auf die andere Generation im Betrieb festgelegt ist“, so Heidbreder.
Zwar kann sich ein Großteil der nächsten Generation vorstellen, später das elterliche Unternehmen zu übernehmen, allerdings zeigt die Studie auch, dass über die Hälfte der Befragten (54 Prozent) einen Fremdgeschäftsführer akzeptieren würden. Heidbreder: "Es fällt auf, dass sich die Mehrheit auch die Arbeit im Team mit einem externen Geschäftsführer vorstellen kann."
Nachfolge wird zunehmend professioneller
Insgesamt sei festzustellen, dass speziell bei größeren Familienunternehmen die Professionalisierung der Nachfolge einen deutlich höheren Grad erreicht hat als bei vorangegangenen Generationswechseln, so Heidbreder weiter. Absolut ausgeschlossen ist für die überwiegende Mehrheit dagegen ein Verkauf des Familienbetriebes. Lediglich zwölf Prozent der Nachfolger ziehen diese Möglichkeit in Betracht.
Hoher Erwartungsdruck für die nächste Generation
Bereits jetzt lastet auf der nächsten Generation ein hoher Erwartungsdruck: 83 Prozent gaben an, dass ihre Eltern die Führungsnachfolge im Familienunternehmen von ihnen erwarten würden. Außerdem wird die derzeit geplante Verschärfung der Erbschaft- und Schenkungsteuer von den Unternehmerkindern als deutliche Bedrohung der Nachfolgepläne wahrgenommen. 65 Prozent der Befragten sagten, dass die Verschonung des Betriebsvermögens von der Erbschaft- und Schenkungsteuer Voraussetzung für die Fortführung der Firma ist.
Als echte Chance für Neuerungen schätzen die Befragten das gemeinsame Arbeiten mit den Eltern ein. Die Nachfolger wollen neue Geschäftsfelder erschließen und neue Produkte auf den Markt bringen (73 Prozent) oder neue Prozesse und Organisationsstrukturen für das Unternehmen entwickeln (76 Prozent). "Dabei wünschen sie sich die Elterngeneration als Mentor und Diskussionspartner bei gleichzeitig klaren Regeln für die Übergabe“, sagt Reinhard Prügl, wissenschaftlicher Leiter des Friedrichshafener Instituts für Familienunternehmen (FIF).
Familienunternehmen als Wettbewerbsvorteil
Ein Familienunternehmen zu sein, ist laut der Studie zudem ein echter Wettbewerbsvorteil. Immerhin 57 Prozent bejahten diese Frage und sehen einen deutlichen Kommunikationsvorteil. Außerdem sind 67 Prozent der potenziellen Nachfolger überzeugt, dass die Positionierung als "Familienunternehmen“ im Werben um Fach- und Führungskräfte hilft.
Für die repräsentative Studie der Universität Friedrichshafen wurden 315 Söhne und Töchter aus Unternehmerfamilien im Alter zwischen 16 und 40 Jahren befragt. Nach 2010 und 2012 ist dies die größte Befragung mit Fokus auf die nachfolgende Generation in den deutschen Familienunternehmen. dhz