Überprüfung der Berufszugänge EU zeigt Landkarte der geschützten Berufe
In Europa sind mehrere hundert Berufe zugangsbeschränkt und Berufsbezeichnungen geschützt. Das will die EU nun im Einzelnen überprüfen. Das deutsche Handwerk macht sich dabei Sorgen um den Meisterbrief.
Erstmals hat jetzt die EU eine "Landkarte der reglementierten Berufe" für die gesamte Europäische Union vorgelegt. Hintergrund ist die im Oktober 2013 angekündigte Überprüfung der Berufszugänge in den Nationalstaaten. Die Landkarte ist nun eine erste Bestandsaufnahme, wie viele Berufe in den jeweiligen Ländern zugangsbeschränkt sind. Dazu zählen in Deutschland auch die 41 handwerklichen Berufe mit Meistervoraussetzung.
Deutschland im unteren Mittelfeld
Deutschland befindet sich mit insgesamt 152 reglementierten Berufen im unteren Mittelfeld.
Im Schnitt der 28 EU-Länder sind 168 Berufe reglementiert. Auffällig ist ein Nord-Süd-Gefälle: Während in Schweden nur 88 Berufe
besonderer Qualifikationen bedürfen, sind es zum Beispiel in Portugal 238. Spitzenreiter
ist aber Tschechien mit fast 400 geschützten Berufen.
Reglementierte Berufe sind Berufe, die an den Besitz besonderer Qualifikationen geknüpft sind oder bei denen die Berufsbezeichnung geschützt ist – wie Architekt
oder Apotheker.
Die Kommission will mit ihrem Vorstoß übermäßig restriktive Bedingungen innerhalb der EU abschaffen, um so den europäischen Arbeitsmarkt zu beflügeln. "Das
Ziel besteht darin, einen besseren Zugang zu den Dienstleistungen der freien Berufe sicherzustellen, indem überprüft wird, welche Zugangsstrukturen
einem vereinfachten, angemessenen, sicheren und transparenten System am ehesten förderlich
sind", hatte Binnenmarktkommissar Michel Barnier im Februar in einem Gastbeitrag für
die Deutsche Handwerks Zeitung geschrieben.
Um das Ziel zu erreichen, ist jetzt ein Arbeitsplan bis 2015 erstellt worden. Die einzelnen Länder sollen dabei mithelfen. Das Handwerk bangt
nun um das Qualitätssiegel "Meister". Die Handwerksorganisationen verweisen darauf,
dass die Zugangsbeschränkung Garant für hohe Qualität, für Ausbildung und für Verbraucherschutz ist. Was für Folgen eine Abkehr von der Meisterqualifikation hat, zeigt die Reform
der Handwerksordnung aus dem Jahr 2004 in Deutschland: Durch den Wegfall der Meisterpflicht
in 53 Gewerken kam es zu einer Schwemme von Quereinsteigern ohne Ausbildung. Bestes
Beispiel sind die Fliesenleger.
Ziel sind eher Skilehrer, nicht die Handwerker
Die Kommission indes beschwichtigt. Barnier: "Es geht nicht darum, Berufe zu deregulieren
oder Mitgliedstaaten mit Sanktionen zu belegen." Vielmehr solle Diskriminierung bei
der Berufswahl in einem EU-Land verhindert werden. Zum Beispiel sind einheimische
Skilehrer in Österreich oder Frankreich vor Konkurrenz von außen geschützt.
In Deutschland steht die Politik hinter dem Handwerk. Kanzlerin Angela Merkel und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel hatten kürzlich
ein klares Bekenntnis für den deutschen Meister abgegeben. bur